Reinhold Kübart erhielt den Auftrag durch seinen älteren Bruder Friedrich Kübart, der seit 1893 Gestütsarchitekt auf dem Bauhof des Hauptgestüts Trakehnen war. Friedrich verschaffte Reinhold Semesterferienarbeit, um sein Studium zu finanzieren, und vermittelte ihm erste Aufträge. Einer dieser Aufträge war die Modellierung des letzten Reitpferdes des Grafen Wilhelm Otto Albrecht von Bismarck im verkleinerten Maßstab. Das Modell wurde am Fürstenbau von Schloss Varzin, dem Wohnsitz des Grafen, angebracht. Ein weiterer Auftrag war die Modellierung des Trakehner Hengstes “Morgenstrahl”.
Der Trakehner Hengst “Morgenstrahl” war der damals berühmteste seiner Art. Geboren im Jahr 1896, war er ein imposanter und edler Fuchs mit beeindruckendem Gangwerk. Er war der Sieger des Fanfarrorennens in Insterburg und sollte als Bronze-Standbild vor dem Schloss Trakehnen aufgestellt werden. Das Standbild war ein künstlerischer Akzent und markierte den Abschluss der Erweiterungen des preußischen Hauptgestüts unter Landstallmeister Burchard von Oettingen (1850 – 1923). Das Standbild war dreiviertelgroß und zeigte den ausdrucksvollen Kopf mit gespitzten Ohren, eine kräftige Schulterpartie, ein wohlgeformtes Becken und feste Gliedmaßen. Die rechte Hinterhand war vorgestellt und der Schweif gerade geschnitten. Bei genauerer Betrachtung waren Muskeln und Adern sichtbar, und das Fell war durch die geschickte Verwendung des Materials und des Lichts realistisch dargestellt.
Ein Abguss des Morgenstrahl wurde nach England geschickt. Wilhelm II. sandte die Plastik an Lord Lonsdale, dem Morgenstrahls Vater Blue Blood geschenkt hatte. Das letzte bekannte Foto des Denkmals wurde in Trakehnen während eines Feldgottesdienstes nach dem Einfall der russischen Truppen gemacht und 1914 in der Gartenlaube veröffentlicht. Es wurde 1916 vom Oberbefehlshaber der russischen Armee, Rennenkampf, als Beute abtransportiert und befindet sich heute im Museum der Tierzüchterischen Fakultät in Moskau, genau wie das Standbild des berühmteren Nachfolgers ” Tempelhüter”.
Reinhold Kübart, * 22. September 1879 in Groß Uschballen, Kreis Stallupönen, Ostpreußen; † 22. Januar 1937 in Kleinmachnow.
Er war ein talentierter deutscher Bildhauer, der seine künstlerische Ausbildung an der renommierten Kunstakademie Königsberg unter der Anleitung von Friedrich Reusch absolvierte. Sein Streben nach weiterer Perfektion führte ihn schließlich zur Königlich Akademischen Hochschule für die Bildenden Künste in Berlin-Charlottenburg, wo er von dem angesehenen Bildhauer Ernst Herter unterrichtet wurde.
Kuebart war nicht nur ein begabter Künstler, sondern auch ein engagiertes Mitglied des Vereins Berliner Künstler. Seine Werke wurden regelmäßig auf den Großen Berliner Kunstausstellungen präsentiert, wo sie große Anerkennung fanden. Seine Skulpturen zeichneten sich durch ihre beeindruckende Detailgenauigkeit und ihre ausdrucksstarke Darstellung aus.
Nach seinem Tod wurde Kuebart auf dem Friedhof Wilmersdorf beerdigt.
Unser Morgenstrahl ist eine Tischbronze, die bei einer Kunstauktion in New York entdeckt wurde. Tobias hat sich aufgeopfert und sie persönlich abgeholt, um sicherzustellen, dass sie sicher und unversehrt bei uns ankommt. Er hat sie in einem speziellen Kunsttransportbehälter verpackt und sie dann mit dem Flugzeug nach Hause gebracht.
Bedauerlicherweise wissen wir nicht, wem die majestätische Skulptur einst gehört hat und wie sie ihren Weg nach New York gefunden hat. Bei genauerer Betrachtung eines Aufklebers, der an dem Kunstwerk angebracht ist, lässt sich die Information “Nachlass Lehmann” entziffern, was darauf hindeutet, dass es sich um ein Erbstück handelt. Es bleibt jedoch ein Rätsel, wie diese beeindruckende Skulptur ihren Weg in die USA gefunden hat.