TEMPELHUETER-B

TEMPELHÜTER

Bildhauer - Reinhold Kübart

Der Mann erinnerte sich an den eisernen Wolf, der vor dem Trakehner Landstallmeisterhaus auf dem Sockel des entführten “Morgenstrahl” stand. Die Deutschen hatten ihn aus dem Land der Wölfe requiriert. Zur 200-Jahrfeier des Hauptgestüts sollte ein Denkmal des berühmten ,,Tempelhüters” diesen Platz einnehmen. Kübart verbrachte den Herbst des Jahres in Ostpreußen, um den Auftrag auszuführen. Im Mai des folgenden Jahres sollte der Hengst fertig sein, daher musste er hart arbeiten.

Am 27. September 1932 wurde das Standbild des Tempelhüters bei einer schlichten Feier im Hauptgestüt Trakehnen enthüllt. Es verkörpert den Adel des Trakehner Pferdes. Der Bruder des Bildhauers, Friedrich, der seit 39 Jahren als Gestütsarchitekt in Trakehnen tätig war, entwarf den Sockel mit der Aufschrift “Dem deutschen Pferd” und das Umfeld. Das Standbild sollte von einem Rasenteppich, einem Blumenbeet und dem dunklen Geäst einer frei gewachsenen Eiche umgeben sein. Es stand nur 13 Jahre an seinem Platz, bis Trakehnen und Ostpreußen als deutsche Provinz endeten.

Als 1944 die Ostfront näher rückte, schützte Friedrich Kuebart, der nun mit 70 Jahren als reaktivierter Gestütsarchitekt arbeitete, das Werk seines Bruders mit einem dicken Panzer aus Eichenbohlen vor Kriegseinwirkungen. Das Tempelhüterstandbild wurde unversehrt nach Moskau gebracht und stand lange Zeit vor dem Pferdemuseum der Tierzüchterischen Fakultät. Vandalen brachen ihm den Schweif ab und eine Verlegung schien ratsam. Die Sowjets überließen dem Deutschen Pferdemuseum in Verden/Aller 1973 einen Abguss des Standbildes gegen Zahlung von zehntausend Dollar. Dieser symbolisiert heute am Eingang des Museums die ostpreußische und deutsche Pferdezucht. Der Tempelhüter gilt als erfolgreichster und durchschlagendster Vererber des Trakehner Pferdes und repräsentiert den Adel und die Gleichmäßigkeit dieser Rasse.

Reinhold Kübart, * 22. September 1879 in Groß Uschballen, Kreis Stallupönen, Ostpreußen; † 22. Januar 1937 in Kleinmachnow.

Reinhold Kuebart war ein deutscher Bildhauer, der an der Kunstakademie Königsberg bei Friedrich Reusch studierte. Später besuchte er die Königlich Akademische Hochschule für die Bildenden Künste in Berlin-Charlottenburg, wo er bei Ernst Herter lernte. Kuebart war Mitglied des Vereins Berliner Künstler und stellte auf den Großen Berliner Kunstausstellungen aus. Er präsentierte Werke wie eine Bildnisbüste des Kronprinzen Wilhelm, ein Mädchen mit Reh, einen Hengst, einen monumentalen gepanzerten Reiter, einen Hahnbrunnen, eine Windhundgruppe und einen Eisbären. Nach seinem Tod wurde Kuebart auf dem Friedhof Wilmersdorf beerdigt.

Kübart fertigte insgesamt 150 Tischbronzen an, die sorgfältig nummeriert wurden. Unser Tempelhüter hat die einhundertvierte Nummer erhalten, was ihn zu einem wahrhaft einzigartigem Kunstwerk macht. Es ist bemerkenswert, dass es auch noch einige Abgüsse dieser faszinierenden Skulpturen gibt. Diese Abgüsse sind in der Regel hohl im Inneren.